Stadt Retz

Die Stadt Retz entstand im 12. Jh. am Kreuzungspunkt zweier Handelswege als eine Bauernsiedlung, genannt “Rezze” (slawisch für kleiner Fluss). Einer der Wege führte entlang der Thaya (Thayatalweg), der andere von Krems nach Znaim (Rittersteig), an der Kreuzung wurde früher Maut eingehoben. Um die Mautstation und den Freihof zu schützen wurde eine Burg an der Stelle des heutigen “Althofs” gebaut. 1278 ließ Graf Berthold die Stadt Retz erbauen, sie umfasste drei Bauernorte, dazu gehört auch das ehemalige Bauerndorf Retz mitsamt seiner Burg. Der Hauptplatz (wie er heute zu sehen ist) war zu dieser Zeit von einer Stadtmauer und einem sechs bis acht Meter tiefen Graben umringt. Das Znaimer Tor – fester Bestandteil dieser Befestigungsanlage – steht bis heute, hier wurde nach Errichtung der Stadt die Maut eingehoben.

Da Retz im Grenzgebiet zum heutigen Tschechien liegt, fiel es oft Überfällen zum Opfer und bietet eine dramatische Vergangenheit. 1425 ereignete sich der Überfall der Hussiten, welche Aufzeichnungen zufolge viele Gefangene und Tote, sowie den vollständigen Abbrand der Stadt, zu verantworten haben. Um in die Stadt zu gelangen bedienten sie sich einer List: Sie unterminierten die Befestigungsanlage und gelangten so in das, zu diesem Zeitpunkt, bereits gut ausgebaute Kellernetz, von wo aus ihrem Überfall nichts im Wege stand. Nach dem Wiederaufbau wurde die Stadt 1486 von Matthias Corvinus aus Ungarn erobert und stand bis 1490 unter dessen Herrschaft. In dieser Zeit wurden den Bürgern der Stadt, um die Wirtschaft wider aufzubauen, von Kaiser Friedrich III Privilegien im Bereich des Weinhandels und Getreidehandels zugestanden. Insbesondere der Handel mit Wein sorgte im weiteren Verlauf für Reichtum in Retz.

1645 wurde die Stadt im Zuge des “Dreißigjährigen Krieges” durch Schwedische Truppen eingenommen und ein halbes Jahr belagert. Die Stadt kapitulierte aufgrund der schlechten Verteidigungsmöglichkeit (nur eine kleine Bürgerwehr bestand) kampflos. Die Belagerungszeit brachte große materielle Verluste mit sich: Viel Silber, Gold und Wein wurden von den Schweden an sich genommen. Zur Zeit der Napoleonischen Kriege wurden viele Verletzte aus der Schlacht von Znaim (1809) zur Versorgung nach Retz gebracht. Im zweiten Weltkrieg wurden Pläne entworfen, die vorsahen die Weinkeller zur Produktion von Flugzeugteilen zu verwenden, diese wurden aber aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit (annhärend 90%) und niedrigen Temperatur in den Kellern wieder verworfren.

Retz ist heute für diese Keller berühmt, einige 100 Meter lang sind die einzelnen unterirdischen System teilweise und erstrecken sich dabei über mehrere Stockwerke. Der Erlebniskeller zeugt von diesen mächtigen Bauwerken, er kann als Teil einer Führung besichtigt werden. Zusammen bilden die Keller auf bis zu drei Geschossen ein Labyrinth im Sand des “Eggenburger Meeres” (die Sandschicht ist bis zu 30 Meter stark), welches insgesamt 20 Kilometer lang ist und damit besser ausgebaut ist als das oberirdische Straßennetz. Die Hauptabnehmer des Weins waren im Norden (Mähren, Böhmen, Sachsen, Schlesien) zu finden.

Eine weitere Attraktion der Stadt ist die Windmühle westlich des Hauptplatzes. Urpsünglich waren es zwei Windmühlen: Die erste wurde 1772 als hölzerne Bockwindmühle errichtet und 1833 von Johann Bergmann gekauft und mit dem Verwandten Franz Czerny zur Turmmühle umgebaut. Die zweite wurde schon 1775 aus Stein gebaut, ist jedoch nach einem Blitzschlag 1893 vollständig ausgebrannt und zum Wohnhaus umfunktioniert worden. Heute gehört die Retzer Windmühle, zusammen mit jener in Podersdorf, zu den letzten zwei von ursprünglich 400 Windmühlen in ganz Österrreich. Am 21. November 1924 war sie das letzte mal in Betrieb und damit die letzte Windmühle im Weinviertel die noch aktiv verwendet wurde. Neben den Windmühlen waren im 17. und 18. Jh. auch noch drei Wassermühlen in Betrieb.

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