Ziegelöfen im Weinviertel

Das Weinviertel besitzt 90% der Lössvorkommen Österreichs, wenn dieser verwittert, wird er zu Lehm, dem Rohstoff für Ziegel. Damit sind die perfekten Bedingungen für eine florierende Ziegelindustrie gegeben und so ist es nicht verwunderlich, dass eben diese zu einem der wichtigsten Wirtschaftszweige des Weinviertels der vergangenen Jahrhunderte heranwuchs. Heute jedoch ist nicht viel von der ehemals leistungsstarken Ziegelproduktion übrig. Vereinzelt finden sich noch mehr oder weniger gut erhaltene Ziegelöfen in Ortschaften wie Neubau-Kreuzstetten oder bei Gänserndorf, die an eine längst vergangene Zeit erinnern. Den Wenigsten ist aber bekannt welche immense Bedeutung die Öfen im 19. und 20. Jh. für unsere Wirtschaft hatten.




In Frättingsdorf ist 1869 sogar der erste Ringofen Mitteleuropas entstanden. Die neuen Ringöfen brachten eine enorme Produktionssteigerung mit sich. Sie benötigten aufgrund ihrem kontinuierlichen Betrieb (in einem ringförmigen Kanal, der um einen riesigen Schornstein angeordnet war, wurden Kammern der Reihe nach beheizt), bis zu 70% weniger vom Brennstoff Kohle als die bisherigen Feld- und Felbbrandöfen mit nur einer Kammer. Mit einem Grundriss von 25×53 Metern war der Frättingsdorfer Ofen mitverantwortlich für die Produktion von 20 bis 30 Waggons Ziegeln täglich, welche am damals längsten Bahnhof zwischen Wien und Brünn verfrachtet wurden. Die Ziegelindustrie beschäftigte in Frättingsdorf zur Bestzeit anno 1873 um die 450 Arbeiter.

Gänserndorf erhielt 1854 am Halterberg seinen ersten von fünf Ziegelöfen, wobei von zwei Öfen nur die Existenz bekannt ist, aber keine Überreste gefunden wurden. 1905 wurde zwischen Gänserndorf und Reyersdorf dann ein Ringofen erbaut, in welchem bis 1970 Lieferungen in der Größenordnung von bis zu 2 Mio. Ziegeln abgefertigt wurden. In Kreuzstetten wurden bis 1975 Ziegel produziert und bis nach Russland exportiert. Das Ziegelwerk war das Vermächtnis von Herrn Steingasser, dem “Ziegelbaron”. Er hat weitere Werke in Stillfried, Wolkersdorf und dem bereits genannten Frättingsdorf betrieben. Um die Werke zu betreiben wurden Arbeiter aus dem tschechischen Mähren eingestellt, welche die zahlreichen Tätigkeiten billig durchführten. Dazu gehörten: Lehm- und Einschieber, Setzer, Brenner, Ausschieber, Formbauer und Heizer. Es lässt sich erahnen, wie bedeutend diese Industrie vor allem auch in Zeiten des Wiederaufbaus für Niederösterreich war.

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